DIE VERTRAGSIDEE DES CONTRAT SOCIAL UND KANTS CONTRACTUS ORIGINARIUS
v. 1 n. 2 (2013) • Estudos Kantianos [EK]
Autor: Wolfgang KERSTING
Resumo:
Im Contrat social zeichnet Rousseau die Umrisse einer normativen Gegenwelt zur zeitgenössischen Gesellschaft der Unsittlichkeit, Ungleichheit und in Rechtsform gegossenen Gewalt. Das einzige Werk der politischen Philosophie der Neuzeit, dasden Vertrag im Titel führt, bricht paradoxerweise mit der kontraktualistischen Moderne und gibt dem Gesellschaftsvertrag eine republikanische Lesart. Es stellt dem Vertragsstaat, der politischen Organisation des modernen ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Individualismus, eine Republik der Tugend gegenüber. Das Herzstück dieser Konzeption ist das Freiheitsrecht, das von Rousseau radikal ausgelegt wird und im wesentlichen ein unveräußerliches Recht auf materiale Selbstbestimmung und Selbstherrschaft ist. Daher ist nur eine Herrschaftsform legitim, in der die Herrschaftsunterworfenen zugleich die Herrschaftsausübenden sind. Und damit in dieser direkten Demokratie auch wirklich der allgemeine Wille zum Ausdruck kommt, bedarf es einer ethischen Überformung der Bürger, die ihre Gleichheit im Denken, Fühlen und Handeln sichert. Kants Vertragskonstruktion nun revidiert diese antimodernistische Ausrichtung, die der Kontraktualismus bei Rousseau erhalten hat. Gleichwohl hält er an der Idee der Herrschaft des allgemeinen Willens als der einzig legitimen Herrschaftsform fest. Beides - die Remodernisierung des Rousseauschen Vertrages und die Orientierung an der demokratischen Herrschaftsform - gelingt ihm, indem er den Vertrag in den Rang einer Vernunftidee erhebt, die als normatives Vorbild für jede politischen Organisationsform gilt, zur Republikanisierung der Herrschaftsausübung verpflichtet und den Weg aufzeigt, auf dem die Republik im Sinne einer repräsentativen Demokratie Wirklichkeit gewinnen
Texto Completo: http://www2.marilia.unesp.br/revistas/index.php/ek/article/view/3328
Estudos Kantianos [EK]
Revista do Centro de Pesquisa e Estudos Kantianos Valério Rohden